Die Wechseljahre treten in den meisten Fällen bei Frauen ab 50 ein. Vereinzelt können sie auch früher oder zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen. Manche Frauen erleben sogar vor dem 40. Lebensjahr ihre Wechseljahre. In diesen Fällen spricht man von den „vorzeitigen Wechseljahren“. Etwa ein Prozent aller Frauen ist davon betroffen. Warum die Eierstöcke bei einigen Frauen bereits so früh ihre Funktion einstellen, kann vielfältige Gründe haben. Sowohl genetische Ursachen als auch Erkrankungen oder medizinische Eingriffe kommen dafür infrage.
Wie machen sich vorzeitige Wechseljahre bemerkbar?
Die Symptome der vorzeitigen Wechseljahre sind die gleichen wie die, der „richtigen“ Wechseljahre. Oftmals zeigen sich Hitzewallungen und plötzliche Schweißausbrüche. Zudem haben Frauen oftmals mit Schlafproblemen zu kämpfen. Auch kann sich die Veränderung in einer trockenen Scheide und Stimmungsschwankungen äußern. Auch wenn es sich hierbei um typische Wechseljahresbeschwerden handelt, denken viele junge Frauen nicht unbedingt an das Klimakterium. Immerhin erleben Frauen diese neue Lebensphase meist erst zwischen dem 50. und dem 53. Lebensjahr. Es ist daher auch nicht unüblich, dass die vorzeitigen Wechseljahre zunächst für eine Hormonstörung gehalten werden.
Ein Hinweis auf die Wechseljahre bietet auch eine Unregelmäßigkeit bei der Regelblutung. Teilweise erfolgen die Blutungen für einige Monate im normalen Rhythmus, um dann einige Monate komplett auszusetzen. Dabei sind sie des Öfteren auch ungewöhnlich stark. Gleichzeitig kann es vor den Blutungen zu Brustspannungen und anderen prämenstruellen Symptomen kommen.
Gewissheit, dass sich eine Frau in den Wechseljahren befindet, bringt das völlige Ausbleiben der Regelblutung für ein Jahr. Das Einsetzen der Menopause kann somit zurückdatiert werden, sobald feststeht, dass es sich tatsächlich um die letzte Regelblutung gehandelt hat.
Welche Ursachen können zu vorzeitigen Wechseljahren führen?
Für das frühzeitige Eintreten der Wechseljahre kann es verschiedene Gründen geben. Schlagartig befinden sich Frauen in den Wechseljahren, bei denen ein medizinisches Entfernen der Eierstöcke notwendig war. In diesem Fall ist der Körper natürlich nicht mehr in der Lage, Eizellen für eine eventuelle Befruchtung vorzubereiten. Im Gegensatz zu den natürlichen Wechseljahren handelt es sich hierbei nicht um einen schleichenden Prozess, der sich über mehrere Monate bis Jahre ereignen kann, sondern um einen direkten Zeitpunkt: den OP-Termin. Auch andere medizinische Behandlungen an den Eierstöcken wie beispielsweise eine OP bei Endometriose oder eine Strahlen- und Chemotherapie bei Krebs kann zu frühen Wechseljahren führen.
Als weitere mögliche Auslöser kommen auch bestimmte Autoimmunerkrankungen, Virusinfektionen (z. B. Entzündung der Eierstöcke) und spezielle Stoffwechselstörungen in Betracht. Die vorzeitigen Wechseljahre können zudem durch Rauchen gefördert werden. Das Nikotin schädigt auf Dauer die Gefäße. Dadurch kommt es unter anderem zu einer schlechteren Blutversorgung, die auch die Eierstöcke betreffen kann. Durchschnittlich treten bei Raucherinnen die Wechseljahre etwa zwei Jahre früher auf als bei Frauen, die nicht rauchen.
In einigen Familien treten vorzeitige Wechseljahre gehäuft auf, was die Vermutung einer genetischen Veranlagung als weitere mögliche Ursache nahelegt. Trotz sorgsamer Untersuchungen ist es bei vielen Frauen der Fall, dass keine genaue Ursache für das frühzeitige Eintreten der Wechseljahre bestimmt werden kann.
Wie stellt der Gynäkologe bzw. die Gynäkologin die vorzeitigen Wechseljahre fest?
Im gynäkologischen Gespräch wird der Arzt beziehungsweise die Ärztin zunächst eine ausführliche Anamnese zur bisherigen Krankengeschichte der Patientin vornehmen. Möglicherweise geben bestimmte bekannte Erkrankungen bereits einen Hinweis darauf, dass es sich bei den ebenfalls genannten Symptomen um ein früh einsetzendes Klimakterium handeln kann. Auch eventuelle medizinische Eingriffe sind hierbei zu erwähnen.
Anschließend wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, um den Hormonspiegel der Patientin zu messen. Zeigen sich hier auffällige Abweichungen von der Norm, kann dies für vorzeitige Wechseljahre sprechen. Dabei werden unter anderem die Konzentration von Östrogen sowie die im Körper befindliche Menge an FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) bestimmt. Weitere individuelle Untersuchungen können dann genauer auf die möglichen Ursachen eingehen.
Wie können vorzeitige Wechseljahre therapiert werden?
Ein frühes Einsetzen der Wechseljahre kann für die Frauen später gesundheitliche Folgen mit sich bringen. So stellt es keine Seltenheit dar, dass das Risiko für beispielsweise Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Demenz laut wissenschaftlicher Studien steigt, wenn der natürliche Hormonmangel, der in den Wechseljahren eintritt, sich bereits bei jungen Frauen ereignet. Daher empfiehlt sich häufig die Einnahme von Hormonersatzpräparaten, um diesen Mangel auszugleichen.
Wichtig ist, dass der Prozess der Wechseljahre nicht umgekehrt werden kann. Das bedeutet: Setzen die (vorzeitigen) Wechseljahre einmal ein, müssen die betroffenen Frauen diesen neuen Lebensumstand akzeptieren und sich darauf einstellen. Besonders schwierig ist es häufig für junge Frauen, die noch einen Kinderwunsch hegen, denn durch die vorzeitigen Wechseljahre ist eine Schwangerschaft nicht mehr möglich.
Um die Symptome beziehungsweise die typischen Wechseljahresbeschwerden zu lindern, gibt es verschiedene Methoden, die am besten individuell ausprobiert werden. Linderung können hierbei sowohl medikamentöse Therapien als auch Bewegung und Sport sowie gezielte Ruheübungen bringen. Im persönlichen Gespräch mit dem Gynäkologen beziehungsweise der Gynäkologin können die Patientinnen sich hierbei Ratschläge und Tipps einholen. Im Fall der vorzeitigen Wechseljahre können teilweise auch psychologische Angebote ratsam sein, um besser mit der neuen Situation zurechtzukommen. Eine ausführliche, individuelle und auch flexible Beratung ist hierbei besonders wichtig, denn jede Frau und jedes Klimakterium ist etwas ganz Individuelles. Des Weiteren gibt es moderne Laserbehandlungen, die vulvovaginale Beschwerden im Zuge der Wechseljahre reduzieren können.